Welche Krankheiten können Zecken übertragen?
Die bekanntesten durch Zecken übertragenen Krankheiten sind Borreliose und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Ein Zeckenstich kann aber weitere, seltene Erkrankungen wie Fleckfieber, Anaplasmose, Ehrlichiose, Babesiose, Tularämie oder eine Infektion mit dem Alongshan-Virus mit sich bringen. Lesen Sie hier mehr zu den verschiedenen Zeckenkrankheiten.
Ist jeder Zeckenstich gefährlich?
Wer sich viel draussen in der Natur aufhält, weiss bestimmt, dass dort vor allem bei warmen Temperaturen Zecken lauern, die gefährliche Krankheiten auf den Menschen übertragen können. Meistens hat ein Zeckenstich jedoch keine gesundheitlichen Folgen.1
Trotzdem sollten Sie sich ausreichend vor den Blutsaugern schützen, um das bestehende Risiko für eine ernsthafte Erkrankung infolge eines Zeckenstichs zu senken. Beispielsweise kann nämlich der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) – die in der Schweiz am häufigsten vorkommende Zeckenart – Überträger der Erreger von Borreliose und FSME sein.2
Der Gemeine Holzbock ernährt sich vor allem vom Blut von Nagetieren, Rehen oder Hirschen. Darin können sich Erreger befinden, die sich dann auf die Zecke übertragen und anschliessend wiederum von ihr auf einen Menschen übergehen können.
Nach einem Zeckenstich dauert es normalerweise bis zu 1 oder 2 Tagen, bis der kleine Parasit die Erreger von Borreliose überträgt, bei FSME-Viren findet die Übertragung allerdings schon innerhalb kurzer Zeit nach dem Stich statt.3
Wenn Sie Ihren Körper unmittelbar nach einem Ausflug im Grünen nach den Blutsaugern absuchen, können Sie mögliche Zecken rechtzeitig erkennen und entfernen, sodass vor allem das Risiko für eine Infektion mit Borrelien stark sinkt.3
Borreliose
Die Lyme-Borreliose, kurz Borreliose, wird durch eine Gruppe von Bakterien (Borrelia burgdorferi, einfacher gesagt Borrelien) ausgelöst und ist die Krankheit, die in Europa am häufigsten durch Zecken übertragen wird.4 Laut dem Bundesamt für Gesundheit tragen in der Schweiz circa 5 bis 30 Prozent (vereinzelt sogar bis zu 50 Prozent) der Zecken Borrelien in sich.5
Welche Zeckenart überträgt Borreliose?
Überträger der Infektionskrankheit Borreliose ist meist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), eine Zeckenart, die in der ganzen Schweiz verbreitet ist.
Krankheitsverlauf: Es gibt eine Vielzahl von Borreliose-Symptomen
Jährlich erkranken rund 10.000 Menschen in der Schweiz an Borreliose.5 Dabei handelt es sich um eine sogenannte Multisystemerkrankung. Das bedeutet, dass die Symptomatik verschiedene Organe betrifft.
Innerhalb von Tagen bis Wochen nach dem Zeckenstich tritt bei über 80 Prozent der Betroffenen eine ringförmige Hautrötung, auch Wanderröte genannt, um den Stich herum auf.6 Begleitend kann es zu Symptomen wie Fieber, Kopfweh, Muskelschmerzen, Bindehautentzündungen oder Lymphknotenschwellungen kommen. In circa 10 Prozent der Fälle lassen sich neurologische Symptome feststellen, die durch brennende Schmerzen mit oder ohne Lähmungserscheinungen (zum Beispiel im Gesicht) gekennzeichnet sind.6 Selten sind eine Herzmuskelentzündung und Gelenkentzündungen die Folgen einer Borreliose.6
Monate bis Jahre nach einer Borreliose-Infektion können Hautschäden (besonders an den Innenseiten der Arme und Beine, an der Nase, den Fingern oder Zehen) eintreten.6 Die Haut wird dann ganz dünn und nimmt eine bläuliche Farbe an. Auch chronische Gelenkentzündungen (meist an den Kniegelenken, aber auch an den Sprung-, Ellenbogen-, Finger-, Zehen- und Handwurzelgelenken) können eine Spätfolge der Zeckenkrankheit sein.6 Selten kann eine Borreliose sich im späteren Verlauf zu einer entzündlichen Erkrankung des Zentralnervensystems (mit Gang- und Blasenstörungen) entwickeln oder Störungen und Entzündungen am Herzen verursachen.6
Wie sieht die Behandlung von Borreliose aus?
Kommt es zu einer Infektion mit Borrelien, wird sie mit Antibiotika behandelt.7 Je nach Stadium der Infektion und Alter des Erkrankten stehen dem Arzt eine Reihe von Antibiotika zur Auswahl. Dabei gilt: Je früher Borreliose erkannt und behandelt wird, desto besser schlägt die Therapie an. Die Behandlung mit Antibiotika dauert in der Regel 2 bis 3 Wochen.7
FSME
FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) ist eine Viruserkrankung, die durch Viren der Familie der Flaviviridae ausgelöst wird.8
Durch welche Zecken wird FSME übertragen?
In der Schweiz ist hauptsächlich der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) verantwortlich, der das Virus im Speichel trägt und während des Saugvorgangs auf den Wirt überträgt. In FSME-Risikogebieten tragen durchschnittlich 0,1 bis 5 Prozent der Zecken FSME-Viren in sich.3
Wie verläuft FSME und was sind typische Symptome?
Im Zeitraum von Januar bis September 2023 wurden in der Schweiz 245 FSME-Fälle registriert.9 Üblicherweise ist der Krankheitsverlauf mit zunehmendem Alter stärker.10
Zwischen 3 und 28 Tagen, nachdem die Krankheit durch die Zecke übertragen wurde, kommt es bei etwa 30 Prozent der Infizierten zu einem typischen Krankheitsbild, welches in 2 Phasen verläuft.10 Weil die Viruserkrankung zunächst einem grippalen Infekt ähnelt, können in der 1. Phase Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber oder Müdigkeit auftreten.10
Die 2. Phase kann bei 5 bis 15 Prozent der Betroffenen einen Befall des zentralen Nervensystems mit sich bringen.10 Es kann dabei zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) bis zu einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) kommen.10 Begleitend können ausserdem eine Rückenmarksentzündung sowie Lähmungserscheinungen auftreten.10
Wie lässt sich FSME behandeln?
Es stehen keine antiviralen Mittel gegen FSME zur Verfügung, weshalb es keine bestimmte Behandlung der Erkrankung gibt.10 Es werden lediglich die Symptome behandelt, beispielsweise Kopfschmerzen oder Fieber. Falls Betroffene unter neurologischen Schäden leiden, kann eine Physio-, Ergo- oder Logotherapie helfen.
Umso wichtiger ist daher die sichere und wirksame Impfung gegen FSME – besonders für Personen, die in bekannten Risikogebieten leben.8 Ausser der Kantone Genf und Tessin gilt die gesamte Schweiz als Risikogebiet.11
Weitere Zeckenkrankheiten
Neben Borreliose und FSME können Zecken noch weitere Krankheiten übertragen, die jedoch eher selten vorkommen.
Fleckfieber
Fleckfieber tritt in verschiedenen Formen auf und ist daher auch als Läusefieber, Zecken-Fleckfieber und Rickettsiose bekannt.12 Die Krankheit beruht auf einer Ansteckung mit Bakterien aus der Gattung der Rickettsien.12 Die Infektion kann zum einen durch Kleiderläuse erfolgen, sowie durch Flöhe oder Milben.13 Zum anderen kann die Krankheit durch Zecken (Zecken der Gattung Dermacentor, sowie die Art Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock)) übertragen werden.12
Der Zeitraum zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch von Zecken-Fleckfieber beträgt 4 bis 10 Tage.14 Typische Symptome sind Fieber, Kopfschmerzen und ein fleckförmiger Hautausschlag. Zusätzlich können weitere Beschwerden, wie beispielsweise geschwollene Lymphknoten, Verwirrung, Nackenstarre und Erbrechen hinzukommen.
Der Krankheitsverlauf ist je nach Rickettsienart unterschiedlich schwerwiegend. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, liegt die Sterblichkeitsrate zum Beispiel beim Rocky-Mountain-Fleckfieber durch R. rickettsii bei bis zu 30 Prozent.14 Zur Behandlung von Fleckfieber werden vorwiegend Antibiotika verwendet.
Anaplasmose
Anaplasmose kann Hunde, Katzen, Pferde, Rinder und Schafe betreffen. Es gibt jedoch auch eine Form der Krankheit, die den Menschen befallen kann, nämlich die humane granulozytäre Anaplasmose (HGA). Auslöser der HGA ist das Bakterium Anaplasma phagocytophilum, das in Europa vorwiegend durch einen Zeckenstich des Gemeinen Holzbocks (Ixodes ricinus) übertragen wird.15
Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Anaplasmose beim Menschen liegt bei 7 bis 11 Tagen.15 Typische Symptome für HGA sind Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Muskelschmerzen.15
In seltenen Fällen können auch Magen-Darm-Probleme, Atembeschwerden sowie Hautausschläge auftreten.15 Durch die Gabe von Antibiotika lässt sich die Krankheit behandeln.15
Ehrlichiose
Normalerweise erkranken an Ehrlichiose hauptsächlich Hunde. Aber es existiert eine Variante, die sich auf den Menschen übertragen kann: die humane monozytäre Ehrlichiose (HME). Überträger des Bakteriums Ehrlichia chaffeensis ist vor allem die Zeckenart Amblyomma americanum.15
Der Zeitraum zwischen der Ansteckung und dem Krankheitsausbruch beträgt 7 bis 10 Tage.15 Üblicherweise geht eine HME mit Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen einher.15 Ausserdem können Hautausschläge sowie Haut- und Schleimhautblutungen auftreten, wovon das Gesicht typischerweise nicht betroffen ist.15 In der Regel erfolgt die Behandlung durch Antibiotika.15
Babesiose
Ursache für die humane Babesiose sind einzellige Blutparasiten der Gattung Babesia.16 Sie werden hauptsächlich durch Ixodeszecken übertragen.16
Vom Zeitpunkt der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit vergehen zwischen 5 und 33 Tage.16 Wie schwer eine Babesiose verläuft, hängt unter anderem vom Gesundheitszustand und Alter der Betroffenen ab. Bei Menschen ohne Grunderkrankung können Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Fieber oder Muskelschmerzen auftreten.16 Bei einem schwereren Krankheitsverlauf kann es mitunter auch zu einer Blutvergiftung, Gelbsucht, Blut im Urin, Blutarmut oder zu einer Leber- und Milzvergrösserung kommen.16
Eine Babesiose wird meist mit einer Kombination aus einem Malariamedikament und Antibiotikum behandelt.16
Tularämie
Auslöser von Tularämie ist das Bakterium Francisella tularensis.17 Bei der Tularämie handelt es sich eigentlich um eine Tierkrankheit, die aber manchmal auf Menschen übertragen wird. Das Bakterium befällt in der Regel kleine Säugetiere (wie Hasen, Kaninchen, Mäuse, Ratten oder Eichhörnchen), taucht aber auch in der Umwelt (etwa Wasser, Erde) auf. Die Übertragung auf den Menschen kann durch Zeckenstiche, aber auch durch Insektenstiche oder durch den direkten Kontakt mit erkrankten Tieren oder infizierter Umgebung erfolgen.18
1 bis 14 Tage – in der Regel sind es 3 bis 5 Tage – nach der Ansteckung können verschiedene Symptome auftreten, je nachdem wie der Erreger übertragen wurde.17 Nach Hautkontakt mit den Bakterien kann es zu einem Geschwür oder einer Lymphknotenschwellung kommen.17
Wurde ein Auge infiziert, kann das eine Bindehautentzündung, Lichtempfindlichkeit oder eine Lymphknotenschwellung zur Folge haben.17
Haben Betroffene infiziertes Wasser getrunken, können sie unter einer Lymphknotenschwellung, Entzündung der Mundschleimhaut, des Rachens oder der Gaumenmandeln, Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall leiden.17
Ein Einatmen der Erreger kann zu einer Lungenentzündung mit herdförmiger Beteiligung der Bronchien, Husten, Brustschmerzen, Atemstörungen, Atemnot, Schweissausbrüchen, Übelkeit, Erbrechen oder einer Lymphknotenschwellung führen.17
Zur Behandlung verschreibt der Arzt üblicherweise ein Antibiotikum.17
Infektion mit dem Alongshan-Virus
Das Alongshan-Virus ist ein durch Zecken übertragenes Virus, das erstmals 2017 in der Mongolei entdeckt wurde.19 Es gehört zur Familie der Flaviviren, zu der unter anderem auch das FSME-Virus zählt. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt vor allem durch den Stich des Gemeinen Holzbocks (Ixodes ricinus).19
Als Symptome einer Infektion mit dem Alongshan-Virus sind bisher mitunter Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen bekannt.19 In manchen Fällen wurde bisher unter anderem mit einem Arzneistoff aus der Gruppe der Virostatika (Medikamente gegen Viren) behandelt.19
Falls Sie nach einem Zeckenstich Symptome einer Infektion bemerken, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Doch es gibt noch weitere Situationen, in denen ein Gang zum Arzt empfehlenswert ist – lesen Sie hier mehr dazu: