Nach einem Zeckenbiss: Wann sollten Sie zum Arzt gehen?
Ein Zeckenstich, umgangssprachlich Zeckenbiss, ist zunächst kein Grund zur Panik. Meist verläuft dieser harmlos.1 Wann Sie dennoch wegen einer Zecke beziehungsweise eines Zeckenstichs zum Arzt sollten: Wenn im Nachgang Symptome wie Rötungen, Fieber oder Kopfschmerzen auftreten. Erfahren Sie hier mehr dazu.
Zeckenstich – dann ist er ein Fall für den Arzt
Wann Sie bei einem Stich durch eine Zecke zum Arzt gehen sollten, hängt unter anderem davon ab, ob sie sich leicht oder nur schwer entfernen lässt und, ob nach dem Zeckenbiss Auffälligkeiten auftreten.
Zecken vom Arzt entfernen lassen: Ist das nötig?
Wenn Sie sich die Frage stellen, ob Sie die Zecke selbst entfernen oder dies beim Arzt machen lassen sollten, lautet die Antwort: In der Regel ist es nicht notwendig, Zecken vom Arzt entfernen zu lassen. Anders ist es, wenn die Zecke sich an einer schwer erreichbaren Körperstelle befindet, beispielsweise am Hinterkopf, im/hinter dem Ohr oder am After. Hier kann der Arzt weiterhelfen.
Wann Sie nach einem Zeckenstich zum Arzt sollten: Symptome im Blick
Problematisch ist ein Zeckenstich, wenn das Tier Träger von Viren der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder der bakteriellen Infektionskrankheit Borreliose (Lyme-Krankheit) ist. Beide Erkrankungen machen sich zu Beginn lediglich durch Symptome ähnlich einer Erkältung oder Grippe bemerkbar (etwa Fieber oder Gliederschmerzen). In manchen Fällen bleiben Beschwerden sogar ganz aus, sodass die Infektionen noch schwerer zu bemerken sind. Allerdings sind ernsthafte Folgen möglich: Borreliose führt beispielsweise zu Gelenkentzündungen, FSME kann hingegen eine Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute verursachen. Auf welche Symptome gilt es nach einem Zeckenstich also zu achten?
Beobachten Sie den Zeckenstich in den ersten 3 Wochen genau.2 Wann Sie nach einem Stich von einer Zecke zum Arzt sollten:
- Die Einstichstelle heilt schlecht ab oder entzündet sich, die Haut ist unter Umständen gerötet oder geschwollen.3
- Es zeigt sich eine Wanderröte. Dieser kreisförmige Ausschlag taucht einige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich auf und dehnt sich häufig weiter aus.1 Er deutet auf eine Borreliose hin. In manchen Fällen ist nur eine unspezifische Rötung sichtbar.
- Sie bekommen 7 bis 14 Tage nach dem Entfernen der Zecke Kopf- oder Gliederschmerzen, fühlen sich abgeschlagen oder haben Fieber.1 Diese Symptome sind sowohl für Borreliose als auch für FSME typisch.
Je nach Beschwerden und eventuellen Hinweisen auf FSME oder Borreliose führt der Arzt gegebenenfalls weitere Untersuchungen durch, zum Beispiel eine Analyse des Blutes auf entsprechende Krankheitserreger. Wird eine Borreliose diagnostiziert, lässt sich diese mit Antibiotika über 2 bis 3 Wochen behandeln und heilt meist ohne Folgen aus.4 Bei einer FSME-Erkrankung hingegen gibt es keine spezifische Therapie, um gegen die ursächlichen Viren vorzugehen. Vielmehr geht es darum, Beschwerden zu lindern, beispielsweise starke Kopfschmerzen mit Schmerzmitteln.
Bei einem Zeckenbiss gibt das kleine Insekt seinen Speichel in die Wunde ab. Dieser enthält verschiedene Stoffe – unter anderem eine Art Betäubungsmittel – auf die Personen unter Umständen allergisch reagieren. Eine leichte allergische Reaktion kann sich durch Juckreiz und Rötung der Haut zeigen. Halten die Symptome aber länger an oder breitet sich die Rötung aus, sollten Sie zur Sicherheit einen Arzt aufsuchen.
Bei Kindern: Wann mit Zeckenstich zum Arzt?
Kinder können besonders leicht von Zecken gestochen werden, zum Beispiel beim Spielen in der Natur. Wenn es darum geht, wann Sie mit Ihrem Kind wegen eines Zeckenstichs zum Arzt sollten, gelten die gleichen Hinweise wie bei Erwachsenen.5 Das heisst: Suchen Sie einen Arzt auf, wenn
- sich die Zecke nicht entfernen lässt (entfernen Sie diese immer schnellstmöglich),
- sich der Stich entzündet oder
- bei Ihrem Sprössling im Nachgang Symptome einer Borreliose (zum Beispiel eine Wanderröte) oder FSME (Kopfschmerzen, Fieber und ähnliches) auftreten.
Da die Beschwerden sehr unspezifisch sein können, ist es im Zweifel gerade bei Kindern besser, diese durch einen Arzt abklären zu lassen.
Wichtige Informationen für den Arzt
Um einen Zeckenstich, Symptome und das Risiko für mögliche Folgeerkrankungen besser einschätzen zu können, ist es für den Arzt hilfreich, wenn Sie folgende Informationen vorab möglichst notieren beziehungsweise parat haben:
- Datum des Stichs
- wann und wo vermutlich gestochen wurde (zum Beispiel beim Spaziergang im Wald oder bei der Gartenarbeit am Nachmittag)
- wann die Zecke entdeckt und entfernt wurde (etwa beim Ausziehen am Abend)
Zusätzlich kann es nützlich sein, wenn Sie die Einstichstelle regelmässig fotografieren, um etwaige Hautveränderungen zu dokumentieren.
Wie bemerke ich eine Zecke?
Zecken lassen sich nicht immer leicht erkennen, denn sie bevorzugen dünne Haut. Aus dem Grund sind sie oft an schwer erreichbaren Stellen wie hinter den Ohren, Leisten oder Kniekehlen zu finden. Wenn Sie sich selbst oder eine andere Person nach Zecken absuchen, sollten Sie also besonders gründlich vorgehen.
Am einfachsten zu bemerken ist ein Zeckenbiss dann, wenn die Zecke selbst noch auf der Haut sitzt. Ist sie jedoch bereits abgefallen, kann das Erkennen eines Zeckenstichs schwierig sein. Oft ist an der Einstichstelle nur bei genauem Hinsehen ein dunkler kleiner Punkt sichtbar.3 Unter Umständen juckt oder schmerzt die Einstichstelle und ist etwas gerötet, manchmal bleibt dies jedoch aus.
Die Beschwerden nach einem Zeckenstich können denen eines Mückenstichs sehr ähnlich sein. Daher lassen sich Mücken- und Zeckenstiche im Nachgang kaum unterscheiden. Dennoch sollten Sie den Stich in den nächsten 3 Wochen beobachten.2 So erkennen Sie zum einen frühzeitig Auffälligkeiten, die als Folge eines Zeckenbisses entstehen können (beispielsweise eine Wanderröte als Zeichen einer Borreliose), bemerken aber auch, falls sich ein herkömmlicher Mückenstich entzündet.
Verhalten bei einem Zeckenstich: Sofortmassnahmen und Entfernung
- Entfernen Sie die Zecke so schnell wie möglich, am besten mit einer Zeckenkarte, Zeckenzange oder Pinzette, möglichst nah an der Haut und ohne Drehbewegung oder Quetschen. Ist kein solches Instrument zur Hand, versuchen Sie trotzdem, die Zecke zu entfernen, zum Beispiel mit einem Fingernagel. Klappt das nicht, kann ein Arzt weiterhelfen.
- Ziehen Sie die Zecke mit Bedacht heraus. Verwenden Sie dafür auf keinen Fall Flüssigkeiten wie Öl oder Nagellackentferner. Das kann dazu führen,dass Zecken ihren Speichel und damit potenzielle Keime auf die Wunde übertragen.
- Reinigen Sie die betroffene Hautstelle und Ihre Hände anschliessend mit einem Desinfektionsmittel.
In den meisten Fällen bleibt ein Zeckenstich ohne Folgen.1 Nicht jede Zecke ist mit Krankheitserregern infiziert. Entfernen Sie sie schnell, bleibt oft nur eine juckende und gerötete kleine Stelle zurück. Generell gilt: Je schneller eine Zecke entfernt wurde, desto geringer ist das Risiko, dass diese Krankheiten überträgt.1 Das gilt vor allem für eine Infektion mit Borrelien (Borreliose).
Spülen Sie die entfernte Zecke nicht über die Toilette oder ein Waschbecken herunter, da die Spinnentiere im Wasser länger überleben können. Besser ist es, die Zecke mit einem Papiertuch oder Zeitungspapier zu fassen (nicht direkt mit den Händen), zum Beispiel mit einer Wasserflasche zu zerdrücken und über den Hausmüll zu entsorgen.
Unvollständige Entfernung einer Zecke – was ist zu tun?
Beim Entfernen der Zecke kann es passieren, dass Teile des Stechapparats in der Haut verbleiben. Das ist zunächst nicht weiter schlimm. Meist werden die verbleibenden Zeckenteile mit etwas Zeit von alleine abgestossen.6 Es gilt wie bei allen Zeckenstichen: Beobachten Sie den Stich in den nächsten Wochen. Sollten auffällige Veränderungen der Haut oder grippeähnliche Symptome (wie Kopfschmerzen oder Fieber) auftreten, suchen Sie Ihren Arzt zur Abklärung auf.
Impfempfehlungen gegen Zecken
Eine Impfung gegen die Bakterien Borrelien, die über Zecken übertragen werden und eine Borreliose auslösen können, existiert bislang leider noch nicht. Gegen FSME-Viren hingegen gibt es eine Impfung, die die Wahrscheinlichkeit einer Infektion reduziert.1 Experten empfehlen diese allen Kindern ab 6 Jahren und Erwachsenen, die in einem FSME-Risikogebiet wohnen (hierzu zählen in der Schweiz alle Kantone ausser Tessin und Genf).7 Für Kinder zwischen 1 und 5 Jahren ist individuell zu prüfen, ob eine Impfung gegen FSME sinnvoll ist.7 Ihr Arzt kann Sie hierzu beraten.