Zeckenstich mit Folgen: Symptome, Therapie und Prophylaxe der Borreliose

Die Lyme-Borreliose ist eine Erkrankung, die von Zecken übertragen wird und sich ganz unterschiedlich auswirken kann – häufig sind Nerven, Gelenke oder die Haut von Symptomen betroffen. Die im Darm von Zecken lebenden Bakterien Borrelia burgdorferi sensu lato (kurz: Borrelien) lösen Borreliose aus. Eine Ansteckungsgefahr besteht in der gesamten Schweiz. Als schwierig stellt sich oftmals die Diagnose der Erkrankung heraus – die Behandlungsmöglichkeiten helfen vor allem im Frühstadium gut. Hier bekommen Sie einen umfangreichen Überblick und erfahren, wie Sie der Erkrankung am besten vorbeugen können.

Zecke, die Borreliose überträgt - erkennbar durch Symptome wie roten Kreis um Zeckenstich

Erreger und Überträger der Borreliose

Die Borreliose wird durch eine Gruppe von Bakterien, die Borrelia burgdorferi sensu lato, ausgelöst und ist neben FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) die Krankheit, die in Europa und in der Schweiz am häufigsten durch Zecken bzw. einen Zeckenbiss übertragen wird. Die Ursache hierfür liegt laut dem Bundesamt für Gesundheit darin begründet, dass 5 bis 30 % der Zecken Borrelien in sich tragen.1

Was sind Borrelien?

Bei Borrelien handelt es sich um eine Gruppe spiralförmiger Bakterien, die sich vorzugsweise in Tieren wie Ratten und Mäusen aufhalten. Über Mücken, die die Bakterien bei einem Stich aufnehmen, oder Zecken gelangen sie unter anderem in den Menschen. Die verschiedenen Arten von Borrelien lösen bei vielen Tierarten und Menschen Krankheiten aus – neben Borreliose zum Beispiel auch das Rückfallfieber (charakterisiert durch wiederkehrende Fieberschübe). Ihren Namen haben die Bakterien in Anlehnung an ihren Entdecker Amédée Borrel erhalten.

Überträger der Infektionskrankheit Borreliose ist meist der sogenannte gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), eine Zeckenart, die in der ganzen Schweiz verbreitet ist. Ein kurzer Steckbrief zum gemeinen Holzbock:

  • Grösse: 0.5 bis 7 Millimeter
  • Vorkommen: Wald, hohes Gras, Gebüsch
  • Wohlfühltemperatur: 10 bis 25 Grad Celsius
  • Jahreszeit: März bis Oktober

Wie alle Zeckenarten gehört auch der gemeine Holzbock zu den Spinnentieren. Erkennbar ist dies an den 8 Beinen. Neben dem Menschen sind auch Tiere wie Rehe, Mäuse oder Hirsche ein geeigneter Wirt für ihn.

Der Krankheitsverlauf: Es gibt eine Vielzahl von Borreliose-Symptomen

Jährlich erkranken rund 10.000 Menschen in der Schweiz an Borreliose.2 Dabei handelt es sich um eine sogenannte Multisystemerkrankung. Das bedeutet, dass die Symptomatik verschiedene Organe betrifft. Die Folge sind Borreliose-Symptome, die sich durch Probleme der Haut, des Nervensystems, der Gelenke und des Herzens äussern können.

Nicht immer kommt es zu einem Ausbruch der Krankheit: Nach dem Zeckenstich und einer Übertragung der Borrelien können Betroffene beschwerdefrei bleiben. Ansonsten tritt ein Krankheitsverlauf ein, der sich in 3 Stadien mit verschiedenen Symptomen unterteilen lässt.

Stadium I:

  • An der Stelle des Zeckenstichs bildet sich in 50 % der Fälle nach einigen Tagen oder sogar Wochen ein roter Kreis (Erythema migrans, Wanderröte); möglicherweise tritt ein heller Fleck in der Mitte auf.
  • Zudem können Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Myalgien (Muskelschmerzen) oder Lymphknotenschwellungen vorkommen.

Stadium II:

  • Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich zeigt sich die Erkrankung durch Schmerzen an der Stichstelle.
  • Weitere Borreliose-Symptome in diesem Stadium sind brennende Nervenschmerzen (zum Beispiel im Rücken) oder seltener Entzündungen des Herzens möglich, spürbar unter anderem an schneller Erschöpfung oder Atemnot nach Anstrengung.

Stadium III:

  • Monate bis Jahre nach der Lyme-Borreliose-Infektion kann sich eine Arthritis (entzündliche Gelenkerkrankung) festsetzen.
  • Die Haut, insbesondere an Körperstellen, die weit vom Rumpf entfernt sind (zum Beispiel Finger oder Zehen), wird in manchen Fällen sehr dünn. Das bezeichnen Ärzte als „Pergamenthaut“.
  • Eine Entzündung des Nervensystems, wodurch Taubheitsgefühle oder Lähmungen als Symptome entstehen, ist möglich.
Lyme-Borreliose: Woher kommt der Name?

Der Namensgeber der Krankheit ist der Ort Lyme in Connecticut, USA. Dort traten sehr häufig Gelenkentzündungen nach Zeckenstichen auf, weshalb die Krankheit schliesslich nach dieser Stadt benannt wurde. Die Bezeichnung Borreliose stammt von den bakteriellen Erregern, den Borrelien.

Diagnose: Wie aussagekräftig ist ein Borreliose-Test?

Besonders, wenn der Zeckenstich unbemerkt geblieben ist, ist die Diagnose der Lyme-Borreliose schwierig. Die anfänglichen Symptome lassen sich leicht mit einem grippalen Infekt verwechseln und Beschwerden der späteren Stadien ähneln unter anderem denen von eingeklemmten Nerven. Arzt und Patient müssen daher genau überlegen, ob Zeckenstiche in der Vergangenheit vorgekommen und die Ursache für die Gesundheitsprobleme sein können.

Zur diagnostischen Untermauerung stehen dem Medizinier Borreliose-Tests zur Verfügung: Dafür entnimmt er Blut oder Hirnwasser (Liquor; Entnahme erfolgt in der Regel aus dem Rückenmarkskanal) und testet, ob der Körper Antikörper (Eiweissmoleküle zur Bekämpfung von Krankheitserregern ) gegen die Erkrankung gebildet hat. Das Problem:

  • Zum einen dauert es einige Wochen, bis nach der Infektion Antikörper nachweisbar sind. Ein Borreliose-Test kann somit nicht sofort nach einer frischen Ansteckung gemacht werden, sondern erst mehrere Wochen nach dem Kontakt mit den Borrelien.
  • Zum anderen verbleiben die Antikörper Jahrzehnte im Organismus. Ein positiver Test entsteht auch, wenn eine Infektion schon lange zurückliegt. Für eine aussagekräftige Diagnose müssen daher immer Symptome und Tests im Zusammenhang betrachtet werden.
Gut zu wissen

Borreliose wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen und ist daher nicht ansteckend. Die Überträger der Erkrankung sind Zecken: Diese geben Borrelien bei ihrem Stich weiter. Je länger eine Zecke Blut saugt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.

Die Behandlung der Lyme-Borreliose

Kommt es zu einer Infektion mit Borrelien, haben sich Antibiotika als wirksame Therapie erwiesen. Je nach Stadium der Infektion und Alter des Erkrankten stehen dem Arzt eine Reihe Antibiotika zur Auswahl. Dabei gilt: Je früher Borreliose erkannt und behandelt wird, desto besser schlägt die Therapie an. Die Behandlung wird entweder in Form von Tabletten oder als Infusion verabreicht und dauert in der Regel 2 bis 4 Wochen an.

Da sich Borrelien gut vor dem Immunsystem verstecken und schwere Spätfolgen der Krankheit möglich sind, ist eine Antibiotika-Therapie bei den entsprechenden Krankheitssymptomen nötig. Jedoch ist es nicht empfohlen, vorsorglich nach jedem Zeckenstich mit einem Antibiotikum zu behandeln.

Was sind die Folgen einer unentdeckten Borreliose?

Wenn eine Infektion übersehen wird, können schwere Spätfolgen auftreten. Mediziner sprechen dann von einer Neuroborreliose: Die Bakterien dringen in Rückenmark und Gehirn ein und sorgen dort für Entzündungen. Als Konsequenz sind starke Schmerzen, Lähmungen, Probleme beim Laufen oder Sensibilitätsstörungen möglich.3 Auch Gelenkentzündungen können entstehen. Die Spätfolgen einer Borreliose lassen sich mit Antibiotika behandeln – allerdings kann es Monate dauern, bis sich die Symptome deutlich bessern. In seltenen Fällen besteht die Gefahr, dass dauerhafte Einschränkungen bestehen bleiben.

Wie kann ich einer Borreliose vorbeugen?

Selbst nach einer durchgemachten Infektion ist es nicht ausgeschlossen, sich erneut mit Borreliose anzustecken. Eine Impfung ist nicht verfügbar. Daher ist die beste Prophylaxe, Zeckenstiche zu verhindern. Repellents (Abwehrmittel), die zum Beispiel auch zum Schutz vor Mücken eingesetzt werden, sind hierbei hilfreich. Die Wirkstoffe Icaridin und Citriodiol in ANTI-BRUMM® Zecken Stopp halten Zecken über 8 Stunden hinweg fern.

Als Zeckenschutz-Tipp hat sich auch helle und lange Kleidung bewährt, da sie dazu beiträgt, Zecken frühzeitig zu erkennen oder sie abzuwehren. Am besten stecken Sie die Hose in die Socken, damit die Blutsauger nicht auf die Haut kommen. So können Sie das Risiko, von einer Zecke gestochen zu werden und einer möglichen Erkrankung, minimieren.

Suchen Sie sich und gegebenenfalls Ihre Kinder nach einem Aufenthalt in der Natur gründlich nach Zecken ab. Wenn Sie die Parasiten schnell entfernen, sinkt das Risiko für eine Borreliose deutlich. Zudem können Sie sich vor einem Aufenthalt in der Natur über die Risikogebiete der Schweiz informieren und hier besonders auf Schutzmassnahmen achten.

Überträgt jede infizierte Zecke automatisch Borrelien?

Die Antwort lautet: „Nein“. Da sich die Borreliose-Bakterien im Darm der Zecke aufhalten und während des Blutsaugens erst genügend Energie aufnehmen müssen, ist es möglich, dass die Erreger es nicht rechtzeitig in die Blutbahn des Menschen schaffen. Erst nach circa 8 bis 12 Stunden steigt das Risiko der Borrelien-Übertragung. Bei nur 2,5 bis 5,6 % der Betroffenen in der Schweiz und in Deutschland konnte nach einem Zeckenstich eine Infektion mit Borrelien nachgewiesen werden.4

2 Ebd..
3 Rauer S. et. al. (2018): Neuroborreliose. Deutsches Ärzteblatt Int 2018; 115(45); S. 751-756. URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/202260/Neuroborreliose (23.07.2019).
4 Robert-Koch-Institut: Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Borreliose. URL: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Borreliose/Borreliose.html (22.03.2018).